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GZ Magazin: Ausgabe 11/2024 - Insulin

DB • 25. November 2024

Insulinresistenz – Die stille Ursache für chronische Krankheiten und wie du dagegen vorgehst


Insulinresistenz ist ein oft übersehener, aber entscheidender Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen, darunter Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und hormonelle Störungen. Die Häufigkeit von Insulinresistenz und Diabetes hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen. In Deutschland leben heute rund 8,5 Millionen Menschen mit Diabetes, und etwa 90 % davon leiden an Typ-2-Diabetes – einer Form der Erkrankung, die oft durch langjährige Insulinresistenz begünstigt wird. Etwa 10 % der Erwachsenen in Deutschland sind betroffen, und die Tendenz ist steigend. Weitere Millionen befinden sich in einem Vorstadium des Diabetes oder zeigen bereits Anzeichen einer Insulinresistenz, ohne es zu wissen.

Doch was genau ist Insulinresistenz, warum ist sie so gefährlich, und wie kann man sich davor schützen? Dieser Artikel erklärt die Grundlagen der Insulin- und Blutzuckerregulation, wie Insulinresistenz entsteht und welche Maßnahmen helfen können, die Insulinsensitivität zu verbessern.



1. Was ist Insulin und warum ist es so wichtig?

Insulin ist ein Hormon, das in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse produziert wird und eine zentrale Rolle im Stoffwechsel spielt. Es gilt als das stärkste anabole Hormon des Körpers und sorgt dafür, dass Glukose – die wichtigste Energiequelle – aus dem Blut in die Zellen transportiert wird. Insulin reguliert also den Blutzuckerspiegel und ist entscheidend für die Energieversorgung des Körpers. Zusätzlich unterstützt es das Muskelwachstum und wirkt sich positiv auf die Denkfähigkeit und Konzentration aus. Ohne eine ausreichende Insulinwirkung bleibt Glukose im Blut, was langfristig den Stoffwechsel erheblich belastet und die Gesundheit schädigt.


 

2. Was ist eine Insulinresistenz und wie entsteht sie?


Insulinresistenz beschreibt den Zustand, in dem die Zellen des Körpers immer weniger empfindlich auf Insulin reagieren. Um dennoch genug Glukose in die Zellen zu transportieren, produziert die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin. Dieser hohe Insulinspiegel wiederum belastet die Insulin produzierenden Beta-Zellen und verstärkt die Insulinresistenz. Zu den Hauptursachen zählen chronische Entzündungen, Übergewicht, Schlafmangel, Stress und die Belastung durch Umweltgifte.

Interessanterweise kann Insulinresistenz auch organbezogen auftreten. So können bestimmte Organe wie das Gehirn oder die Muskeln insulinresistent sein, während andere Organe normal auf Insulin reagieren. Das bedeutet, dass auch schlanke oder scheinbar gesunde Menschen insulinresistent sein können und Beschwerden wie Konzentrationsprobleme oder hormonelle Störungen entwickeln.

 

 

3. Warum ist das Wissen über Insulinresistenz noch wenig verbreitet?


Insulin und seine verschiedenen Wirkungen im Körper sind ein relativ junges Forschungsfeld. Insbesondere die Erkenntnisse über die Rolle von Insulin im Gehirn und in spezifischen Geweben wurden erst in den letzten Jahren gewonnen und sind daher noch nicht weit verbreitet. Häufig bleibt Insulinresistenz unentdeckt und wird erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert – oft erst dann, wenn auch der Blutzuckerspiegel beginnt, dauerhaft erhöht zu sein.


 

4. Wie kann Insulinresistenz gemessen werden?


Ein häufiger Irrtum ist, dass Insulinresistenz allein am Blutzuckerspiegel erkannt werden kann. Tatsächlich bleibt der Blutzucker oft über viele Jahre hinweg normal, auch wenn bereits eine Insulinresistenz besteht. Der Körper kann nämlich durch eine höhere Insulinproduktion den Blutzucker stabil halten – zumindest in den frühen Stadien der Insulinresistenz. Daher geben Insulin- und HbA1c-Werte bessere Hinweise auf eine mögliche Resistenz:

  • Nüchterninsulinwert: Der Insulinspiegel sollte im nüchternen Zustand gemessen werden und idealerweise unter 4 mU/L liegen. Werte über 9 mU/L deuten oft auf eine Insulinresistenz hin.
  • HbA1c-Wert: Der HbA1c-Wert gibt Aufschluss über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten 8 bis 12 Wochen. Dabei wird gemessen, wie viel Glukose an das Hämoglobin (den roten Blutfarbstoff) gebunden ist. Da dieser Wert die langfristige Blutzuckerkontrolle widerspiegelt, gilt er als wichtiger Indikator für eine gestörte Glukosetoleranz und das Risiko für Diabetes.

  • Normwerte des HbA1c:
  • Normalbereich: unter 5,7 %
  • Prädiabetes: 5,7 % bis 6,4 %
  • Diabetes: ab 6,5 %

Der HbA1c-Wert zeigt jedoch erst dann eine Erhöhung, wenn die Insulinresistenz bereits fortgeschritten ist und der Blutzucker nicht mehr ausreichend durch das Insulin gesenkt werden kann. Daher ist er für die Früherkennung weniger geeignet als der Nüchterninsulinwert, kann aber ergänzende Informationen liefern und den Verlauf der Glukosekontrolle langfristig überwachen.

  • Kontinuierliche Blutzuckermessung: Diese Methode hilft, Schwankungen im Blutzucker zu beobachten und kann zeigen, wie der Körper auf verschiedene Nahrungsmittel oder Stressfaktoren reagiert. Sie ist jedoch keine verlässliche Messmethode für Insulinresistenz, sondern eher ein ergänzendes Instrument zur Blutzuckerkontrolle und Selbstüberwachung.

Der HbA1c-Wert und der Nüchterninsulinwert bieten somit gemeinsam einen umfassenderen Einblick in die Stoffwechselgesundheit und helfen, Insulinresistenz und Diabetesrisiko besser einschätzen zu können.

 

 

5. Leptin und seine Verbindung zur Insulinresistenz


Leptin ist ein weiteres Hormon, das den Energiehaushalt beeinflusst. Es reguliert das Sättigungsgefühl, kann aber in Zusammenhang mit Insulinresistenz ebenfalls gestört sein. Eine Leptinresistenz führt dazu, dass das Gehirn das Sättigungsgefühl nicht wahrnimmt, auch wenn der Körper über ausreichend Energiereserven verfügt. Dieses Ungleichgewicht kann zu ständiger Hungerempfindung und Gewichtszunahme führen und fördert langfristig die Insulinresistenz.

 


6. Symptome und langfristige Folgen der Insulinresistenz


Die Symptome einer Insulinresistenz sind vielfältig und oft unspezifisch, weshalb sie häufig erst spät erkannt werden:



  • Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen: Viele Betroffene bemerken eine stetige Gewichtszunahme oder Wassereinlagerungen, die nicht leicht abzubauen sind.
  • Hormonelle Störungen: Zyklusstörungen bei Frauen und Libidoverlust sind häufige Anzeichen, die mit Insulinresistenz verknüpft sein können.
  • Konzentrationsschwäche und Müdigkeit: Insulinresistenz im Gehirn kann zu Denkproblemen und einem anhaltenden Erschöpfungsgefühl führen.
  • Psychische Auswirkungen: Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen und Reizbarkeit sind ebenfalls häufig.

Ohne Behandlung erhöht Insulinresistenz langfristig das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronische Entzündungen.



7. Insulinresistenz und Abnehmen


Insulinresistenz macht das Abnehmen oft besonders schwierig, da das Hormon Insulin nicht nur für die Regulierung des Blutzuckers, sondern auch für die Speicherung von Fett verantwortlich ist. Bei einer Insulinresistenz bleibt der Insulinspiegel chronisch erhöht, und der Körper ist dadurch in einem ständigen „Speichermodus“. Das führt dazu, dass überschüssige Glukose aus der Nahrung nicht nur schlechter in die Zellen gelangt, sondern auch als Fett gespeichert wird. Dies begünstigt die Gewichtszunahme und erschwert den Fettabbau.


Warum eine Gewichtsabnahme bei Insulinresistenz erschwert ist


  • Hoher Insulinspiegel blockiert Fettabbau: Insulin wirkt hemmend auf die Fettverbrennung. Ein chronisch hoher Insulinspiegel signalisiert dem Körper, Energie in Form von Fett zu speichern, anstatt sie zu nutzen.
  • Hungergefühl und Heißhungerattacken: Hohe Insulinspiegel können zu einem verstärkten Hungergefühl und Heißhunger führen, insbesondere auf kohlenhydratreiche und zuckerhaltige Lebensmittel, was die Kalorienaufnahme erhöht und das Abnehmen erschwert.
  • Geringere metabolische Flexibilität: Bei einer Insulinresistenz fällt es dem Körper schwer, zwischen Glukose und Fett als Energiequelle zu wechseln. Das bedeutet, dass der Körper sich mehr auf Zucker verlässt und Schwierigkeiten hat, gespeichertes Fett zur Energiegewinnung zu nutzen.



8. Strategien zur Behandlung und Prävention der Insulinresistenz


Eine gute Nachricht ist, dass Insulinresistenz durch Lebensstiländerungen positiv beeinflusst werden kann. Die wichtigsten Strategien sind:


  • Intervallfasten: Fasten ist eine der effektivsten Methoden, um die Insulinsensitivität zu verbessern und den Insulinspiegel zu senken. Besonders das 16:8-Intervallfasten (16 Stunden fasten, 8 Stunden essen) hat sich bewährt.
  • Gezielte Ernährung: Eine kohlenhydratreduzierte Ernährung, die reich an Antioxidantien ist, hilft, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und Entzündungen zu verringern. Verarbeitete Lebensmittel und Zucker sollten weitgehend vermieden werden.
  • Bewegung und Krafttraining: Körperliche Aktivität, insbesondere Krafttraining und High-Intensity-Intervalltraining (HIIT), verbessert die Insulinaufnahme in den Muskeln und senkt den Blutzucker. Jede Art von Bewegung hilft, den Insulinbedarf zu reduzieren.
  • Stressmanagement und Schlaf: Hohe Cortisolspiegel durch chronischen Stress und Schlafmangel fördern die Insulinresistenz. Bereits eine Nacht mit schlechtem Schlaf kann die Insulinsensitivität um bis zu 60 % reduzieren. Entspannungstechniken, Atemübungen und Schlafhygiene sind daher wichtige Präventionsmaßnahmen.
  • Umweltgifte vermeiden: Die Vermeidung von hormonaktiven Chemikalien, etwa in Plastik oder Kosmetika, sowie die Wahl von Bio-Lebensmitteln können dazu beitragen, die Belastung durch Umweltgifte zu verringern.



Fazit

Insulinresistenz ist eine schleichende, aber weit verbreitete Stoffwechselstörung, die oft erst spät erkannt wird und das Risiko für viele chronische Erkrankungen erheblich steig


Quelle:

Simone Koch, „Was du über Insulinresistenz wissen solltest!“ YouTube, hochgeladen von Functional Basics, 4. Mai 2023, https://www.youtube.com/watch?v=Kr-vfmE6u9w.


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